Ziele
Die folgenden Ziele wurden im Rahmenarbeitsprogramm 2024-2028 für diesen Zeitraum festgelegt:
- Bildungsstandorte und deren Schulleiter:innen, Lehrkräfte, unterstützendes Personal sowie Berater:innen an Schulen sind befähigt, Ressourcen zur psychosozialen Gesundheit wie Lebenskompetenzen/sozial-emotionale Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu fördern und nachhaltige Prozesse und Strukturen zur Stärkung der psychosozialen Gesundheit von jungen Menschen und deren Betreuungspersonen wie Pädagoginnen und Pädagogen aufzubauen. Schulleiter:innen sind in ihrer Rolle als Führungskräfte gestärkt.
- Aufbauend auf den Empfehlungen des 2023/2024 entwickelten Aktionsplans für die psychosoziale Gesundheit junger Menschen erhalten insbesondere junge Menschen mit besonderen Belastungen bzw. solche, die einer vulnerablen Gruppe angehören, im Rahmen von Förderprojekten gesundheitsfördernde Unterstützungsangebote.
- Die Initiative “Kinder essen gesund” liefert Beiträge zur Verbesserung der Ernährung von Kindern und Jugendlichen und zur Steigerung von deren Ernährungskompetenz. Auch Kompetenzen hinsichtlich Klimaschutz bzw. Ökologie, Digitalisierung, (digitale) Gesundheitskompetenz und Kompetenzen im Umgang mit Krisen sind bei diesen Zielgruppen im Setting Schule gestärkt.
- Pädagoginnen und Pädagogen sowie Verantwortliche der Gemeinschaftsverpflegung sind befähigt, gesunde Ernährung in den Bildungseinrichtungen zu forcieren und zu verankern.
- In Bildungseinrichtungen sind Verhältnisse und Strukturen hinsichtlich einer gesunden und klimafreundlichen Ernährung weiter auf- und ausgebaut. Nationale Empfehlungen, wie die „Leitlinie Schulbuffet“ sowie die „Österreichische Empfehlung für das Mittagessen im Kindergarten“ und die „Österreichische Empfehlung für das Mittagessen in der Schule“, werden angewendet. Hinsichtlich Bewegungsförderung in Bildungseinrichtungen wird vorrangig auf nationale Entwicklungen und Programme (z.B. Die Tägliche Bewegungseinheit) verwiesen.
Hintergrund
Bildungseinrichtungen stellen ein zentrales Setting für die Bildung und Förderung gesundheitlicher Ressourcen dar, da sie einen unmittelbaren und umfassenden Zugang zu Kindern und Jugendlichen bieten. Gesundheitsförderung in Bildungseinrichtungen zielt darauf ab, jungen Menschen ein höheres Ausmaß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und ihre Kompetenzen hinsichtlich ihrer Gesundheit zu stärken. Andererseits können sich im schulischen Umfeld auch Risiken für die psychosoziale Gesundheit ergeben, beispielsweise bei Auftreten von Bullying, häufig wird auch zu hoher Leistungsdruck als Risikofaktor für das psychosoziale Wohlbefinden erwähnt.
In den letzten Jahren konnte eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen beobachtet werden. Diese Entwicklung hat sich vor allem in den letzten Jahren durch die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie, der Klimakrise und des Krieges in der Ukraine besonders verstärkt (siehe z.B. Ergebnisse der HBSC-Studien zwischen 2010 und 2021/2022). Die Ergebnisse der österreichischen Lehrlingsgesundheitsbefragung 2021/22 (Felder-Puig et al., 2023) zeigen, dass Lehrkräfte und Schulleiter:innen ebenfalls häufig unter psychischen Belastungen wie Gereiztheit, schlechter Laune sowie Einschlafschwierigkeiten leiden. Fast die Hälfte der Lehrlinge raucht Zigaretten. Der tägliche Konsum von Süßigkeiten, Energy Drinks und Fast Food wurde auch des Öfteren angegeben.
Immer mehr Kinder in Österreich leiden an Übergewicht und Adipositas. Laut dem aktuellen Bericht der COSI (Childhood Obesity Surveillance Initiative) aus dem Jahr 2020 sind derzeit jeder vierte Bub und jedes vierte Mädchen in Österreich übergewichtig, adipös oder extrem adipös (BMSGPK 2021). Einer ersten, umfassenden Befragung zu ernährungsbezogenen Kompetenzen zufolge weisen außerdem rund 36 Prozent der Österreicher:innen ab 18 Jahren eine eingeschränkte funktionale Gesundheitskompetenz auf und können nicht adäquat mit Angaben auf Lebensmittelverpackungen umgehen. (Griebler et al., 2023)
Kinder und Jugendliche, die in einem sozial benachteiligten Umfeld leben, weisen ein erhöhtes Risiko für Fehlernährung auf. Sie ernähren sich häufiger ungesund als Gleichaltrige aus sozial bessergestellten Familien, treiben seltener Sport und sind häufiger übergewichtig oder adipös. (Kuntz et al 2018). Daher sollen gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen (wie Gemeinschaftsverpflegung) und Kompetenzen für gesunde Ernährung und Bewegung für diese Zielgruppen in Bildungseinrichtungen besondere Aufmerksamkeit erfahren.
Maßnahmen zur Förderung psychosozialer Gesundheit sind nachweislich dann wirkungsvoll, wenn sie in Schulentwicklungsprozesse integriert werden und langfristige Ansätze auf Schulebene umfassen („whole-school-approach“) (Schuch, 2018). Auf Grundlage wissenschaftlicher Evidenz wurde daher im Jahr 2019 die Initiative „Wohlfühlzone Schule“, unter Einbindung von Expertinnen und Experten aus dem Bereich psychosoziale Gesundheit und Mobbingprävention, konzipiert und umgesetzt (Rohrauer-Näf et al., 2022). Im Rahmen der etablierten Initiative sollen nun in den nächsten Jahren Kompetenzen sowie nachhaltige Prozesse und Strukturen zur Stärkung der psychosozialen Gesundheit an Schulstandorten in ganz Österreich ausgebaut werden.