Gesundheitsförderung ist (in der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung 1986) definiert als Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie dadurch zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Diese Definition ist in der Jakarta-Erklärung zur Gesundheitsförderung für das 21. Jahrhundert (1997) weiterentwickelt worden: Gesundheitsförderung ist ein Prozess, der Menschen befähigen soll, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu erlangen und diese durch Beeinflussung der Determinanten für Gesundheit zu verbessern. (Kaba-Schönstein 2018).
Gesundheitsförderung befähigt damit die Menschen, ihre gesundheitlichen Ressourcen zu stärken. Kennzeichnend ist die salutogenetische Perspektive, die auf Kenntnis jener Ressourcen basiert, die Menschen helfen, gesund zu bleiben oder zu werden. Es gilt, diese Ressourcen und Potenziale zu identifizieren und gezielt zu stärken. Gesundheitsförderung ist ein komplexer sozialer und gesundheitspolitischer Ansatz, der ausdrücklich sowohl die Verbesserung von gesundheitsrelevanten Lebensweisen als auch die Verbesserung von gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen (“Verhältnisse, Lebenswelten”) umfasst. Gesundheitsförderung will nicht nur individuelle Lebens- und Handlungsfähigkeiten beeinflussen und Menschen zur Verbesserung ihrer Gesundheit befähigen, sie zielt darüber hinaus auf ökonomische, soziale, ökologische und kulturelle Faktoren und auf politische Interventionen zur Beeinflussung dieser gesundheitsrelevanten Faktoren (BZGA Leitbegriffe Gesundheitsförderung 1 Grundlagen) ab. Insbesondere fordert der Umweltenbezug, begründet vor allem durch die Klimakrise, einen erweiterten Blick und greift Konzepte zur Förderung der Planetaren Gesundheit, One Health und Wellbeing Economy auf: Gesundheitsförderung stärkt mit ihren Maßnahmen die intersektorale Zusammenarbeit im Sinne von “Health for all Policies” (HfAP) und ermöglicht die Nutzung von “Co-Benefits”, also des Nutzens für unterschiedliche Gesellschaftsbereiche, insbesondere hinsichtlich Klimaschutz und Klimaresilienz der Bevölkerung. Gesundheitsförderung leistet damit einen Beitrag zur Etablierung von „Wellbeing Societies“ (WHO Geneva Declaration). Dies bildet sich auch konkret in der 2022 durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) veröffentlichten, partizipativ entwickelten “Roadmap Zukunft Gesundheitsförderung” ab.
Im Bereich Prävention – der Vermeidung von Krankheiten – ist der FGÖ ausschließlich für Maßnahmen der Primärprävention mit umfassendem Gesundheitsbegriff zuständig. Primärprävention setzt an, bevor es zur Krankheit kommt, und trachtet danach, Gesundheitsbelastungen (z.B. umweltbedingte Belastungen, gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen wie z.B. Nikotin- oder Alkoholkonsum, soziale Isolation, Stress) zu verringern und gesundheitsbezogene Ressourcen (z.B. Kompetenzen, Information und Bildung, Partizipation, soziale Netzwerke, Selbstwirksamkeit) zu verbessern, um die Entstehung von Krankheiten zu verhindern. Aktivitäten der umfassend angelegten Primärprävention berücksichtigen idealerweise Personengruppen in den relevanten Settings.