Niederschwellige Hilfe für traumatisierte Kinder und Jugendliche im Setting Schule. Das Projekt richtet sich an Kinder und Jugendliche im Setting Schule, die beispielsweise nach den Erfahrungen von Krieg und Flucht psychisch belastet sind. Aktuelle Studien zeigen, dass posttraumatische Belastungen bei geflüchteten Menschen 10x häufiger sind, als in der Durchschnittsbevölkerung. Traumafolgestörungen stellen gerade im Schulalltag ein massives Hindernis für Bildung und Integration dar.
Anlass für die Projektidee war im Jahr 2016 die Beobachtung des fehlenden Angebots von Gesundheitsförderung für posttraumatisch belastete Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. Mit dem "Teaching Recovery Techniques - Programm" wurde ein international etabliertes, niederschwelliges Schulungsprogramm zur Stärkung der Kompetenzen für psychische Gesundheit identifiziert. TRT (Teaching Recovery Technices) ist ein international in mehreren Ländern bereits erprobtes, erfolgreiches Konzept zur Vermittlung von Bewältigungsmechanismen an Menschen mit Traumaerfahrungen. Dabei wird mit geschulten Trainer/innen gearbeitet, die selbst aus der Community kommen, also nicht unbedingt mit professionellen Akteur/innen aus dem psychosozialen Bereich (pädagogische oder psychologische Erfahrungen stellen aber einen Vorteil bei der Auswahl von Multiplikator/innen dar). Die Projektinitiatorinnen absolvierten die entsprechende Ausbildung in London und übersetzten das Konzept mit "Kräfte stärken – Trauma bewältigen" ins Deutsche.
Die sechs Trainingseinheiten des Programms „Kräfte stärken – Trauma bewältigen“ gliedern sich inhaltlich in Psychoedukation, Methoden zur Stressbewältigung, Übungen zu Problemen mit Schlaf, Alpträumen und übermäßigen Sorgen, Strategien zum Umgang mit Angst, Übungen zur Kontrolle von intrusiven Gedanken und Erinnerungen und Entwicklung von Strategien für die Zukunft.
Ziel des Projektes war somit die Vermittlung von sozial-emotionalen Kompetenzen an posttraumatisch belastete Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie von Trauma-pädagogischem Know-how an Eltern, Lehrer/innen, Akteur/innen in Stützsystemen der Schule, um die psychische Gesundheit der Zielgruppen zu fördern.
Umgesetzt wurden:
o TRT Gruppen durch geschulte Trainer/innen unter Supervision von Fachkräften
o Einzelne Elternsitzungen
o Workshops für Pädagog/innen, Deutsch-Trainer/innen oder Betreuer/innen
o Durchführung von "Gesundheitskreisen" zu Traumafolgen für junge Erwachsene
o Einschulung von muttersprachlichen TRT Trainer/innen
o Fortbildung für bereits aktive TRT Trainer/innen
o Evaluierung in Zusammenarbeit mit dem internationalen TRT Netzwerk
Ergebnisse und Fazit:
Ergebnisse/Reflexion (Hat sich das geplante Konzept bewährt?):
Im Projektzeitraum haben 140 Schüler*innen (18 Gruppen an 9 Schulen) an je 8 zweistündigen Sitzungen teilgenommen. Parallel dazu fanden an jeder Schule 1-2 Informationstreffen (18 Termine) für insgesamt 59 Eltern statt, sowie 2 Workshops für 37 Pädagog/innen (insgesamt 292 Personen). Die Ergebnisse der Evaluation zeigen eine signifikante Verbesserung der posttraumatischen Stressbelastung nach der Teilnahme. Die Steigerung der Selbstwirksamkeit, insbesondere der Emotionsregulation, Konzentrations- und Lernfähigkeit konnte nachgewiesen werden. Der Einsatz geschulter, muttersprachlicher Trainer/innen kann als zentraler Erfolgsfaktor gewertet werden.
Empfohlen wurde mehr Elternarbeit, eine präzisere Teilnehmer*innen-Auswahl sowie längerfristiges Bemühen um Schulung der Pädagog*innen (37 geschult). Die Weiterbetreuung einzelner Schüler/innen durch das Stützsystem der Schule hat grundsätzlich funktioniert. Die angestrebte Kompetenzentwicklung im Setting war in der kurzen Projektdauer bisher nur teilweise möglich.
2019 wurde das Projekt für seinen "innovativen Ansatz mit eindeutiger Wirkung" mit der Sozialmarie ausgezeichnet und beim Europäischen Forum Alpbach als "Innovative Mental Health Intervention" vorgestellt.