Zuversicht!

Projektbeschreibung:
Das Anliegen des Projekts Zuversicht war es, die mental health literacy für die Zielgruppe der 24-Stunden-Betreuer:innen (Personenbetreuer:innen) zu erhöhen und die Einrichtungen der psychosozialen Versorgung zu motivieren, ihre Angebote für die Zielgruppe zu öffnen. Ein wesentliches Ziel bestand darin, zur Enttabuisierung von psychischen Beeinträchtigungen beizutragen und gleichzeitig die Zielgruppe zu motivieren, Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Österreichweit sind rund 65.000 24-Stunden-Betreuer:innen tätig, vereinzelt in Haushalten bei ihren Klient:innen lebend, sind sie aufgrund der speziellen arbeits-/volkswirtschaftlichen Situation oft sehr belastet, auch aufgrund der teils unfreiwilligen Selbständigkeit. 94 % sind Frauen, zugewandert aus den neuen EU-Ländern, mit wenig Freizeit und meist in zirkulärer Migration. Sie sind mit alters-/beeinträchtigungsbezogenen Krankheiten (u.a. auch mit Demenz, Medikamenten- und Alkoholabhängigkeit oder Suizidgedanken) konfrontiert und weisen beim Zugang zu Gesundheitsinformationen zu psychischer Gesundheit Defizite auf.

Die Projektaktivitäten waren vielseitig. Nach einer Bestandsaufnahme zur Lebens- und Arbeitssituation von Personenbetreuer:innen und präkarisiert tätigen Personen in Form von Einzelinterviews wurden gezielt Vernetzungsaktivitäten gesetzt. Dabei spielte die Selbstorganisation eine besondere Rolle. Betreuer:innen-Cafés und Begehungen im öffentlichen Raum wurden als niederschwellige Möglichkeit zum Treffen und Austausch geschaffen. Auch Workshops zu seelischer Gesundheit mit Fokus auf Demenz wurden abgehalten. Die wesentlichen Projektergebnisse wurden in Form von Handlungsempfehlungen zusammen gefasst und im Rahmen eines Fachtages präsentiert.

In diesem Pilotprojekt fanden Kooperationen mit relevanten Einrichtungen statt und es wurde ein gutes Netzwerk für den Austausch und die weitere Zusammenarbeit aufgebaut, insbesondere mit: IG24 (Interessensgemeinschaft der 24-Stunden-Betreuer:innen), Curafair - Anlaufstelle für 24-Stunden-Betreuer:innen, Amnesty International, Uni Graz (CIRAC), Uni Linz, Peer-Selbstvertretungen (Achterbahn, Trialog), AK (Arbeiterkammer), Frauenservice, Rotes Kreuz Steiermark, Altern in Würde, Pfarre Herz Jesu und Radio Helsinki (Pflegestützpunkt).

Ergebnisse und Fazit:
Personenbetreuer:innen sind eine Zielgruppe, die bislang in der Gesundheitsförderung kaum wahrgenommen und erreicht wurden, obwohl sie unverzichtbar für unsere Pflegelandschaft sind. Es ist eine teils hoch belastete, vorrangig Frauen-Gruppe. Die Projektmaßnahmen bestanden aus einer methodenreichen Bestandsaufnahme der Lebensbedingungen, aber auch aus sorgsamen Netzwerk-Aufbau, dem Aufbau zu peer-Selbstvertretungen, Gesundheitseinrichtungen und zunehmend interessierten Stakeholdern.

Für die Zielgruppe wurden regelmäßig stattfindende niederschwellige Betreuer:innen-Cafés organisiert, sowie auch Workshops zum nachgefragten Thema "Umgang mit Demenz und mit sexueller Belästigung". Darüber hinaus wurde an einer zielgruppenspezifischen, mehrsprachigen Öffentlichkeitsarbeit mit Videodokumentation gearbeitet und es wurden mehrere Spaziergänge zur Raumwahrnehmung bei psychischen Beeinträchtigungen und zu Care unternommen, in deren Rahmen mit der Zielgruppe eine weitere Maßnahme zur Verbesserung ihrer psychischen Gesundheit aufgebaut werden konnte. Insgesamt gab es rund 30 Termine zu Möglichkeiten der Vernetzung.

Durch die anspruchsvolle Projektarbeit wurde ab 2023 eine stärkere Anbindung an das UNI-/FH-Wesen gesucht, konkret zum Institut für Pflegewissenschaften und speziell mit sehr gutem Erfolg zum Zentrum für Interdisziplinäre Alters- und Care-Forschung und der Care Research Group Graz (Center for Interdisciplinary Research on Ageing and Care - CIRAC) der Uni Graz. Darüber hinaus war das Projektteam im November 2023 in Brüssel beim "Domestic & home care EU Congress" eingeladen und konnte sich dort auch mit internalen Maßnahmen vernetzen und austauschen.

Zu Projektende wurde mit relevanten Einrichtungen und Kooperationspartner:innen ein Fachtag im Rathaus Graz mit rund 30 Teilnehmer:innen abgehalten. Es bestand unter allen Partnern Einigkeit darüber, dass die Maßnahmen zur Verbesserung der mental health literacy bei und mit den Personenbetreuer:innen fortgeführt werden sollen. Die Einrichtungen haben jeweils ihre Bereitschaft zur weiteren Unterstützung im Rahmen ihrer Möglichkeiten bekundet und teilweise bereits zugesagt. Damit und mit den vielseitigen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung der Zielgruppe, insbesondere im Bereich der psychosozialen Gesundheit, wurden bereits wichtige Strukturen für die Nachhaltigkeit des Projekts aufgebaut.