Soziale Nähe und partizipative Netzwerke als Grundlage der HIV/AIDS-Prävention

Seit dem Auftreten der ersten HIV-/AIDS-Fälle zählen homosexuelle Männer zu den hauptbetroffenen Gruppen. Aktuelle Erhebungen in verschiedenen Ländern Europas zeigen wieder zunehmende HIV-Neuinfektionen und steigende Zahlen von Syphilis bzw. anderen Geschlechtskrankheiten, insbesondere bei homosexuellen Männern.

Aus diesem Grund hat sich das gegenständliche Projekt zum Ziel gesetzt, in der schwulen Szene sichtbare und nachhaltige Impulse zur Re-Motivation für Safer Sex – verbunden mit einer neuen Sichtbarkeit von HIV/AIDS und Erfahrbarkeit der sozialen Nähe zu infizierten Menschen – zu vermitteln. Zielgruppe sind 20-40-jährige homosexuelle Erwachsene im Raum Wien. Die Projektlaufzeit beträgt eineinhalb Jahre.

Das Projekt basiert auf aktuellen Forschungsergebnissen der sozialen Netzwerktheorie. Danach fördert der Kontakt zu und die Integration von HIV-Infizierten ein Gefährdungs- und Schutzkonzept bei Nicht-Infizierten. Fehlen diese sozialen Kontakte wird ohne Evidenz angenommen, dass diese Problematik nicht existiert und Infektionsrisiken werden leichter eingegangen. Aus diesem Grund sollen diese Forschungsergebnisse der schwulen Szene vorgestellt und deren Implikationen für die lokale Prävention reflektiert werden.

Die Umsetzungsmethodik sieht folgende Interventionen vor:
• Durchführung eines Impulsseminars zur Vernetzung und Fortbildung. Zielgruppe sind Opinionleader der schwulen Szene, aber auch jede interessierte Einzelperson kann teilnehmen. • Eröffnen von partizipativen Dialogprozessen mit Moderation in Form von drei Dialogtreffen, hauptsächlich Institutionen der schwulen Szene und kommerzielle Lokale sind eingeladen.
• Daraus ableitend sollen drei kleine Modellprojekte zum Thema in der schwulen Community realisiert werden (homosexuelle Männer agieren als Peers).
• Neue Informationsmaterialien sollen erstellt und verteilt werden.
• Ein abschließender Projektevent mit Vorstellung des Projektes und seiner Ergebnisse ist geplant.
• Im Sinne der Qualitätssicherung ist die Einrichtung eines projektbegleitenden Beirats vorgesehen.

Die Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppen und Initiativen soll eine nachhaltige Veränderung der strukturellen Ebene sowie der Kommunikation und „Haltung“ in der schwulen Szene bzw. bei schwulen Männern bewirken. Ein Netzwerk für Solidarität und Safer-Sex soll entstehen. Das Projekt soll zu einer Entstigmatisierung und Entdiskriminierung beitragen. Darüber hinaus ist geplant, das Projekt im Rahmen des „3-Ländertreffens“ der AIDS-Hilfen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu präsentieren und bei kommenden AIDS-Konferenzen vorzustellen.