Seit 2012 ist das Grazer Friedensbüro punktuell in der Floßlendsiedlung, eine stark heterogene Gemeindewohnanlage, tätig. In Vorgesprächen mit Stakeholdern und BewohnerInnen wurde ein dreijähriges Projekt entwickelt, das die psychosoziale Gesundheit der BewohnerInnen durch Stärkung der sozialen Kohäsion und Ausbildung gemeinschaftlicher Willensbildungs - und Entscheidungsmechanismen nachhaltig verbessern sollte. Dazu wurden folgende Projekt-Ziele formuliert:
- Die Ausgangssituation und erschließbaren/nutzbaren Ressourcen im Gebiet sind erhoben, dokumentiert und transparent kommuniziert.
- Die nachbarschaftlichen Beziehungen in der Siedlung sind entwickelt und tragfähig.
- Aktive NachbarInnen agieren vernetzt und die Möglichkeiten der Beteiligung sind bekannt.
- Die Aufteilung und Nutzung der Gemeinschaftsflächen ist gemeinsam ausgehandelt.
- Die Stakeholder, insbesondere aus Gesundheits- und Sozialbereich, agieren koordiniert.
Die Schwerpunktzielgruppen des Projektes waren: Menschen mit niedrigem Einkommen/Bildungsniveau/Stellung im Beruf, Menschen mit Migrationshintergrund und Jugendliche im außerschulischen Bereich.
Zum Einsatz kamen Methoden der Gemeinwesenarbeit wie aktivierende Befragung, Zielgruppenspezifisches wie Deutsch Training, sportliche bzw. handwerkliche Aktivitäten für Kinder und Jugendliche, Gemeinschaftsförderndes wie Feste, kulturübergreifendes Kochen, Erstellung eines Kochbuches, Verschönerung der Siedlung und Um-FAIR-teilung von Lebensmitteln. Ein Nachbarschaftszentrum (das NaNet) wurde als Treffpunkt für Beratung, Kommunikation und Kooperation in der Siedlung eingerichtet. Im Stadtteilforum wurden die im Gebiet tätigen Stakeholder miteinander vernetzt und deren Ressourcen den Bewohnenden zugänglich gebracht.
Bei Projektabschluss ist ein vermehrtes Miteinander, ein Abbau von Vorurteilen und eine stärkere Durchmischung der BewohnerInnen bei Gemeinschaftsaktivitäten wahrnehmbar, das Konfliktpotential in der Siedlung hat sich reduziert und eine kleine Gruppe an aktiven Schlüsselpersonen hat sich gebildet. Die Arbeit wird von ehrenamtlichen Personen unterstützt und die Stakeholder der Umgebung kooperieren miteinander im Stadtteilforum. Praktisches TUN im Rahmen der gemeinsamen Arbeit hatte Signalwirkung und das NaNet wird als niederschwelliger Begegnungsraum genutzt. Auch nach Abschluss des Projektes wird die Siedlung weiterhin betreut, da unter anderem durch die externe Evaluierung eine „gezielte und gut dosierte Weiterbegleitung“ empfohlen wurde.