Projektbeschreibung:
Personen mit schweren psychischen Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Adipositas und ernährungsassoziierte Erkrankungen. Als Ursachen gelten Nebenwirkungen von Psychopharmaka als auch Lebensstilfaktoren. Bewusstsein über die Wirkung der Ernährung, Kompetenz bzgl. Planung und Zubereitung von gesundheitsförderlichen Mahlzeiten sind oft nicht vorhanden. Ernährungsbildung, der Aufbau von Kochkompetenz und das (Wieder)Gewinnen der Freude am guten Essen kann Aktivitätseinschränkungen abbauen sowie Selbstbestimmung und Eigeninitiative stärken. Das Projekt "LOK Ernährung" (LOK - Leben ohne Krankenhaus) richtete sich an Menschen mit psychischen Erkrankungen. Mit dem Projekt wurde partizipativ mit den Klient:innen und Mitarbeiter:innen des Settings gestaltet und umgesetzt.
Zielsetzung:
• Wissen/Kompetenzen und Ernährungsverhalten der Klient:innen verbessern
• Bewusstsein und Umsetzungskompetenz der Betreuer:innen erhöhen
• Ernährungsinterventionen strukturell verankern (Verpflegungsangebot, Aktivitäten)
• Tools und Prozesse erarbeiten und bereitstellen
Setting/Zielgruppe: Sowohl Menschen, die auf Grund einer psychischen Erkrankung Unterstützung brauchen, als auch deren Betreuer:innen wurden in den Wohneinheiten des Vereins LOK mit den Projektmaßnahmen erreicht.
Aktivitäten, Methoden: Nach der Erhebung der Ausgangssituation in zwei Wohngemeinschaften wurden Projektmaterialien erstellt. In Workshops mit Klient:innen und Mitarbeiter:innen wurden die Ernährungsinhalte anschaulich und praxisnah vermittelt. Materialien mit den Bezeichnungen GUTessen LOK Ernährungstipps (Wissenswertes und Checklisten), GUTessen LOK Rezepte (Kochanleitungen für 2 bzw. 10 Portionen), GUTessen LOK Experimente (Sensorik, Genusstraining) und GUTessen LOK Frage der Woche (Wissen, Quiz) wurden erstellt. Die Pilotstandorte erhielten das gemeinsam erstellte Kochbuch "Easy Cooking".
Ergebnisse und Fazit:
Das Projekt wurde an zwei Pilotstandorten (Wohngemeinschaften) erprobt. Zur Verbesserung der Verpflegungssituation an diesen Standorten wurden die oben beschriebenen Materialien entwickelt, die in monatlich stattgefundenen Workshops gemeinsam überarbeitet und an die Interessen und Aufmerksamkeitsspanne der Klient:innen sowie an die im Alltag auftretenden Fragestellungen der Mitarbeiter:innen und aktuellen Gegebenheiten angepasst wurden.
Im Projektzeitraum wurden 24 Workshops mit Klient:innen durchgeführt, dabei standen Ressourcen des Essverhaltens und Empowerment im Fokus. Es wurde gemeinsam gekocht, mit dem Ziel, die Freude am Zubereiten, Essen und Genießen zu erleben. Die Mitarbeiter:innen der Pilotstandorte nahmen an 5 Planungsworkshops und an weiteren 5 Umsetzungs- und Reflexionsworkshops sowie an 3 für sie konzipierte Kochkurse teil.
Die Ergebnisse des Selbstevaluation zeigen, dass die Verpflegung als bunter, vielfältiger, frischer und gesünder wahrgenommen wird. Dies spiegelt sich auch in den Speiseplänen wider. Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte werden nun häufiger angeboten, Fleisch und Wurstwaren wurden reduziert. Die Klient:innen genießen das gemeinsame Essen und sind neugieriger und offener für neue Rezepte geworden.
Das Thema GUTessen LOK wurde im Leitbild und im Qualitätsmanagement Handbuch des Vereins LOK verankert, damit wurde ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit der Maßnahmen gesetzt. Die Ergebnisse und Erfahrungen werden in weitere Wohneinheiten des Vereins LOK transferiert.
Ko-Finanzier des Projektes war WIG - Wiener Gesundheitsförderung.