Internationalen Studien zufolge nehmen 75 Prozent der von Gewalt betroffenen Frauen medizinische Hilfe nach Gewalterfahrung in Anspruch. Viele Gewaltopfer wenden sich nicht an Beratungseinrichtungen, sondern konsultieren aufgrund von körperlichen Verletzungen im Gesundheitswesen tätige Berufsgruppen. Die Betroffenen werden von diesen jedoch häufig nicht als solche erkannt. Die Ursachen dafür liegen im Informationsmangel und darin, dass die MitarbeiterInnen und Einrichtungen strukturell nicht auf das Erkennen und den professionellen Umgang mit Gewaltopfern vorbereitet sind.
Das vorliegende Konzept ist in beratender Zusammenarbeit mit dem vom Fonds Gesundes Österreich geförderten, niederösterreichischen Projekt „Gewalt gegen Frauen. Die Bedeutung des Gesundheitswesens“ entstanden.
Ziele des einjährigen Projekts sind die Optimierung der gesundheitlichen Versorgung von Opfern häuslicher Gewalt sowie die Senkung der Inzidenz und die Begrenzung der gesundheitlichen Folgen von Gewalt gegen Frauen. Diese Ziele sollen durch ein gesundheitsförderndes, dreistufiges Maßnahmenbündel erreicht werden:
· Die MitarbeiterInnen steirischer Krankenhäuser, der sozialen Dienststellen sowie von Hilfs- und Beratungseinrichtungen in der Steiermark sollen für das Erkennen von Gewalt sensibilisiert werden und ihre Handlungskompetenzen für die Unterstützung der betroffenen Personen sollen durch Wissensvermittlung erweitert werden. Hierzu sind ein Train the Trainer-Seminar und mehrere Fortbildungsseminare geplant.
· Eine verstärkte Kooperation und Vernetzung zwischen stationären und ambulanten Einrichtungen wird angestrebt, um eine bedarfsorientierte Unterstützung der Betroffenen und ein Weiterverweisen an zuständige Institutionen zu ermöglichen.
· Gezielte Öffentlichkeitsarbeit soll dazu beitragen, das öffentliche Interesse zu wecken und damit das vorherrschende „Gewalttabu“ in der Gesellschaft abzubauen.