Gesundes Museum

Projektbegründung

Museen bieten vielfältige Erlebnisräume und
sie decken verschiedene Interessen ab, in denen spannende Begegnungen möglich
sind. Das aktive Erleben von Kunst- und Ausstellungsobjekten in einem Museum
stimuliert die kognitive Leistungsfähigkeit sowie emotionale Reaktionen und
unterstützt somit lebenslanges Lernen und mentale Gesundheit. Museen sind Orte
des öffentlichen Raumes und der kulturellen Teilhabe, die von den meisten
Menschen mit „normalem, gesundem und genussvollem Leben“ assoziiert werden -
und eben nicht als Einrichtungen der Gesundheitsversorgung wahrgenommen werden,
obwohl Kunsterleben nachweislich unser Wohlbefinden verbessern kann (z.B.
Thomson et al., 2018; Fancourt et al. 2018; Ganß et al. 2016). Um diesen
gesundheitsfördernden Effekt und die Teilhabe für möglichst viele Menschen zu
erzielen, ist es essenziell, Museen auch für Personen zugänglich zu machen, die
Museen bisher kaum besucht haben und noch nicht als Ort für geistige
Stimulation und seelisch-mentale Gesundheit wahrnehmen. Vor allem ältere
Menschen, die von Einsamkeit bedroht sind und wenig Museumserfahrung haben,
können diese Chancen aber oft schwer nutzen. Dabei stellt gerade die Einsamkeit
einen wichtigen Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen im Alter wie z.B.
Depression oder Demenz dar (Livingston et al. 2020).

Immer mehr Museen in Österreich und auch
Museen weltweit bieten zwar speziell gestaltete Programme für ältere Menschen
und Menschen mit Demenz an, doch gibt es zu Methodik und Didaktik weder
fundierte wissenschaftliche Studien noch Richtlinien. Aus diesem Grund wurde im
Mai 2021 die Krems Arts Education & Dementia Initiative (KAEDI) gegründet
(https://www.donau-uni.ac.at/kaedi). Dieses transdisziplinäre Pionierprojekt an
der Universität für Weiterbildung Krems (UWK) bestehend aus Psycholog:innen
und Expert:innen aus den Kunst- und Kulturwissenschaften, hat sich zum Ziel
gesetzt, den nachhaltigen Austausch zwischen Universitäten, Museen sowie
Institutionen und Vereinen für ältere Menschen und Menschen mit Demenz in
Österreich zu fördern und Projekte in diesem Bereich zu initiieren, weiterzuentwickeln
und zu evaluieren. Dabei liegt ein Hauptfokus auf kooperativen und
partizipativen Projekten.

2.     Zielsetzung

Das Hauptziel des Projekts „Gesundes Museum“
ist es, Museen - hier speziell das Kunsthistorische Museum Wien und die Wiener Bezirksmuseen
als Projektpartner - in ihrer Entwicklung als „gesundheitsförderliches Setting“
für ältere Menschen zu unterstützen. Dabei wird mit einem partizipativen Ansatz
gearbeitet, in dem durch einen Diskurs zwischen älteren Menschen, Kunstvermittler:innen,
Medienexpert:innen und den Wissenschaftler:innen des KAEDI-Teams Faktoren
identifiziert und bestehende Konzepte adaptiert werden sollen, um ein „Gesundes
Museum“ präsentieren zu können. Die Ergebnisse des Projektes werden auch
anderen Museen zur Verfügung gestellt, die ihr Museum zu einem „Gesunden
Museum“ weiterentwickeln möchten.

 

3.     Setting
und Zielgruppen

Unmittelbare Zielgruppe des Projekts sind
ältere Menschen ab ca. 60 Jahren, die geringe Museumserfahrung haben und ein
Risiko zur Vereinsamung aufweisen. Allerdings soll das Projekt im Zeichen der
Nachhaltigkeit generell zu einer Bewusstseinsbildung hinsichtlich des positiven
Settings von Museen als „gesundheitsfördernd“ beitragen. So sollen in weiterer
Folge neue Bevölkerungsgruppen für die Idee des „Gesunden Museums“ gewonnen
werden (z.B. ältere Menschen generell, Menschen mit Migrationshintergrund
etc.). Zugleich sollen die Projektergebnisse nachhaltig in die
Weiterentwicklung aller Partner:innen in Forschung und Lehre einfließen (z.B.
in die Lehrangebote für Kunstvermittler:innen an der UWK, die Lehrgänge für
Demenzstudien an der UWK, Vermittlungsangebote im Kunsthistorischen Museum und
in den Bezirksmuseen) sowie ihrer Netzwerke (z.B. ICOM-Ceca als Arbeitsgruppe
der Kulturvermittler:innen beim Internationalen Museumsverband). Weitere Möglichkeiten
einer nachhaltigen Umsetzung werden im Laufe des Projektes erhoben und
diskutiert.

4.     Geplante
Aktivitäten und Methoden

 Folgende Projektschritte/Arbeitspakete sollen
in dem Projekt in einem partizipativen Ansatz umgesetzt werden:

* Durchführung einer Prozessevaluation und
Dokumentation des Projektverlaufs

* Bedarfserhebung

* Fokusgruppen mit Vertretern der direkten und
indirekten Zielgruppen und Expert:innen sowohl am KHM als auch in ausgewählten
Bezirksmuseen. 

* Erstellung eines nachhaltigen
Kunstvermittlungsprogramms für ältere Menschen ohne Museumserfahrung und Gefahr
der Vereinsamung auf der Basis eines bestehenden Konzepts mit dem Ziel der
Demenzprävention

* Durchführung des adaptierten
Kunstvermittlungsprogramms in 4 Kurszyklen

* Erstellung eines Leitfadens für ein
"Gesundes Museum", der auf andere Museen übertragbar ist

* Erstellung eines Medienkonzepts (Medienexpert:innen
des KHM und der UWK)

* Pressekonferenz und öffentliche Vorstellung
des Projekts auf wissenschaftlichen Kongressen und Veranstaltungen im
Gesundheitswesen

* Publikationen
(Science to Science, Science to Public)

 

5. Zentrale Kooperationspartner:innen

 Das KHM, das in den letzten Jahren
spezielle Expertise in der Entwicklung innovativer Projekte für ältere Menschen
erworben hat, konnte als Kooperationspartner für das vorliegende Projekt
gewonnen werden (Ansprechpartnerin Frau Dr.in Sabine Haag). Auch die
Stabsstelle Bezirksmuseen am Wien Museum (Anprechpartner:innen Dr. Matti Bunzl
und Frau Veronika Prinz, MA) hat sich bereit erklärt, im Rahmen ihrer
Tätigkeiten an diesem Projekt mitzuwirken, sodass sich auch interessierte
Bezirksmuseen aktiv in den Entwicklungsprozess für ein "Gesundes
Museum" einbringen können und alle Bezirksmuseen von den Projektergebnissen
dauerhaft profitieren. Weitere wichtige Kooperationspartner:innen, über die wir
Zugang zu Senior:innen in allen Bezirken Wiens erhalten, sind die
Senior:innenvertretung der Stadt Wien (Ansprechpartnerin Sabine Hofer-Gruber)
sowie der Fonds Soziales Wien (Ansprechpartner Herr Peter Willroider und Frau
Monika Badilla). Alle Kooperationspartner haben in schriftlichen Mitteilungen ihre
Bereitschaft zur Mitarbeit bekundet.