Ab September 2010 ist das letzte Kindergartenjahr in Wien für alle Kinder kostenlos und verpflichtend. Dadurch wird erwartet, dass die Nachfrage für Kindergartenkinder gerade im Bereich der sozial schwachen Familien und bei Familien mit Migrationshintergrund steigt. Kinder mit diesem Hintergrund sind vermehrt übergewichtig und können Defizite in der motorischen Entwicklung und Konzentration aufweisen. Dies bedeutet neue Herausforderungen für das Betreuungspersonal.
Im Setting „Kindergarten“ werden Kinderkrippe (Kinder von 0-3 Jahren), Kindergarten (Kinder von 3-6 Jahren) und Hort (schulpflichtige Kinder in der Nachmittagsbetreuung) subsumiert. Die Implementierung des dreijährigen Projektes umfasst eine Zielgruppe von 900 Personen: Primäre Zielgruppe ist das pädagogische Betreuungspersonal, zweite direkte Zielgruppe sind die Kinder. Die Eltern und Erziehungsberechtigten werden direkt durch einzelne Maßnahmen als auch indirekt durch die Erfahrungen der Kinder sowie Informationsmaterial erreicht.
Zwischen Oktober 2010 und September 2014 setzte die MA 10 gemeinsam mit der Wiener Gesundheitsförderung das Pilotprojekt „Gesunder Kindergarten in Wien“ in sechs Kindergärten um, von denen sich jeweils drei im 10. Bezirk und drei im 20. Bezirk befinden. Hier wurde erprobt, wie der Kindergarten zu einer noch gesünderen Lebenswelt werden kann – für Kinder, Eltern und Beschäftigte. Ein besonderes Interesse galt dabei der Einbindung aller AkteurInnen des Settings „Kindergarten“, als ExpertInnen für ihre eigene Gesundheit. Das Projekt wurde aus den Mitteln des Fonds Gesundes Österreich gefördert und von der Universität Wien evaluiert.
Inhalt und Ablauf
In der Planungsphase zwischen Oktober 2010 und März 2011 wurden in allen sechs Projektkindergärten Gesundheitszirkel durchgeführt. Alle Beteiligten haben gemeinsam überlegt, was im Kindergarten im Hinblick auf die Gesundheit der Kinder verbessert werden könnte. In der Folge haben sie konkrete Vorschläge entwickelt, die dann zwischen Oktober 2011 und Juni 2014 umgesetzt wurden.
Die gesundheitsfördernden Angebote waren meist so gestaltet, dass die ExpertInnen, wie ein Motopädagoge, ein Waldpädagoge oder Ernährungsberaterinnen zu den nachgefragten Themen in die Einrichtung kamen. Dort unterstützten sie die LeiterInnen, PädagogInnen und/oder AssistentInnen in der Praxis, sodass diese durch „Learning by Doing“ neue Kompetenzen erwarben – zur Förderung ihrer eigenen Gesundheit und jener der Kinder.
Grundsätzlich wareen zu den Themen Ernährung, Bewegung und psychosozialer Gesundheit folgende Interventionsarten geplant:
- Aus und Weiterbildung für Pädagog/innen und Eltern
- Praxisorientierte Module
- Beratung für Eltern und Pädagog/innen
Daneben gab es auch Maßnahmen die eher dem Bereich MitarbeiterInnengesundheit zuzuschreiben sind, wie die Anschaffung ergonomischer Sitzmöbel für alle Kindergärten und für Führungskräfte die Möglichkeit für Einzel- und Gruppencoachings mit dem Schwerpunkt „Gesundes Führen“.
Erfolgsfaktoren
Wesentliche Faktoren für den Erfolg des Projekts waren: der individuelle partizipative Ansatz, die Qualität der Beiträge externer ExpertInnen, die lange Projektlaufzeit, „quick wins“ in Form von Sachmitteln.