Gemeinsam gegen Barrieren und Beschämung

Gemeinsam gegen Barrieren und Beschämung
Armutsbetroffene in der Corona-Krise – Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und psycho- sozialen Stärkung: „Mitgehn“ und „Social Prescribing“

Gerade für Menschen mit geringen Einkommen hat die Corona-Krise oft Isolation bedeutet und das soziale Leben massiv eingeschränkt. Das Projekt beschäftigt sich mit zwei konkreten Maßnahmen, die in Reaktion darauf, zur Förderung und Verbesserung der psycho-sozialen Gesundheit von benachteiligten Personengruppen beitragen. Soziale Gesundheit steht im Mittelpunkt von „Social Prescribing“ das auch Lebensumstände und soziale Problemlagen stärker als Gesundheitsrelevant betrachtet und bearbeitet. Im Rahmen des Projekts wurden gemeinsam mit Armutsbetroffenen Empfehlungen erarbeitet, wie Social Prescribing verständlich vermittelt und nicht-beschämend verwendet werden kann; sowie Anregungen zur Weiterentwicklung aus Sicht von Menschen mit Armutserfahrung (potentiellen Nutzer:innen) in einem „Arbeitspapier“ zusammengefasst.
Die Idee des „Mitgehns“ wurde gemeinsam mit Menschen mit Armutserfahrungen entwickelt, um eine Möglichkeit zu haben als einkommensschwache Personen bei Wegen auf Ämter, Behörden, Gesundheitseinrichtungen etc. auf eine – weitgehend stille – Begleitperson zurückgreifen zu können. Dieses Konzept freiwilliger Begleitdienste wurde im Rahmen des Projekts modelliert (Schulungen für Freiwillige, Verbreitung des Angebots) und pilotmäßig in mehreren Organisationen sowie Bundesländern umgesetzt. Für die weitere Multiplikation wurde ein „Toolkit Mitgehn“ entwickelt, das für andere interessierte Einrichtungen zur Verfügung steht und die Übernahme dieses Angebots ermöglicht.
Wesentlich an diesem Projekt ist der partizipative Ansatz – die Einbindung und Orientierung an den Bedürfnissen und der Lebensrealität der Zielgruppe. Barrieren sollen abgebaut, Beschämung vermieden werden. Die Maßnahmen dienen der Gesundheitsförderung und psychosozialen Stärkung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Das Projekt wurde gemeinsam von der Armutskonferenz und dieziwi als ARGE „Mitgehn“ umgesetzt.

Auszeichnungen
Das Pilotprojekt erhielt von der SozialMarie 2023 (Prize for Social Innovation) einen Anerkennungspreis.: https://www.sozialmarie.org/de/projects/9114.
Im Herbst 2022 wurde mitgehn von Respekt.net als „Ort des Respekts“ ausgezeichnet.

Ergebnisse und Fazit:
Im Projekt „Gemeinsam gegen Barrieren und Beschämung“ wurden von der „ARGE Mitgehn“ (Die Armutskonferenz & dieziwi) in Kooperation mit weiteren Partnerorganisationen Aktivitäten gesetzt, um sozialer Isolation und Vereinsamung (und auch deren gesundheitlichen Folgen) im Zuge der CoronaKrise entgegenzuwirken. Das erste Teilprojekt "Mitgehn" zeigte durchwegs positive Wirkungen: Bei den Personen, die eine Begleitung in Anspruch nahmen; bei den Freiwilligen, die diese Form der punktuellen Unterstützung als sehr passend und zielführend empfanden; und auch von einigen Vertreter:innen von Behörden, Ämtern und Gesundheitseinrichtungen gab es positive Rückmeldungen. Zur Verbreitung und Multiplikation des Konzepts wurde ein Toolkit erstellt, das Informationen zu den Grundlagen und Hintergründen von mitgehn sammelt und Umsetzungs-Tipps aus dem Pilotprojekt beinhaltet.

Im zweiten Teilprojekt wurde das Konzept von „Social Prescribing“ gemeinsam mit Menschen mit Armutserfahrungen partizipativ reflektiert. Dazu wurden „Denkwerkstätten“ und Austauschtreffen mit Personen organisiert, die in der Ausbildung oder Umsetzung von Social Prescribing tätig sind. Die Erfahrungen und Einschätzungen von Betroffenen wurden schließlich in einem „Arbeitspapier“ zusammengefasst, das dabei unterstützen kann, die Umsetzung von Social Prescribing in Primärversorgungseinheiten weiterzuentwickeln und besser an die Bedürfnisse dieser Zielgruppe anzupassen.