Projektbeschreibung:
„Aktion Gesunde Seele“ (kurz: agese) ist ein Projekt zur Förderung von Mental-Health-Literacy und gesundheitlicher Chancengleichheit von bildungs- und sozial benachteiligten MigrantInnenfamilien.
Zielgruppe sind Mütter und Großmütter - Migrantinnen aus dem vorwiegend türkisch-muslimischen Kulturkreis und niedrigem Sozialökonomischen Status. Es ist jene in Österreich lebende Bevölkerungsgruppe mit besonders großen gesundheitlichen und psycho-sozialen Belastungen und gleichzeitig auch die, die sehr schwer zu erreichen ist.
agese arbeitet aufsuchend (Geh-Struktur) mit geschulten Multiplikatorinnen aus der Zielgruppe, den Tutorinnen. In Kleingruppen im Wohn- und Familiensetting arbeiten die Tutorinnen gemeinsam mit den TNinnen das eigens für agese entwickelte, niederschwellige Projektmaterial durch, erläutern die Material-Inputs zum Thema Mental Health, reflektieren in den Kleingruppen die Prozesse, die durch die Projektteilnahme und die Gruppe ausgelöst werden, regen gesundheitsfördernde Verhaltensänderungen an und machen mit den TNinnen die Übungen, die im Material enthalten sind. Zusätzlich zu diesen Müttertreffen im 14-Tage-Rhythmus werden im Rahmen der 6-monatigen agese-Betreuung den TNinnen auch Exkursionen und Workshops mit ExpertInnen angeboten.
Ergebnisse:
Die Durchführung mit den angewendeten Methoden und das Vermitteln der Inhalte funktionierten nicht nur planmäßig, sondern außerordentlich gut. Die Zielgruppe wurde erreicht, 154 Migrantinnen mit niedrigem SES aus Wien und NÖ wurden planmäßig betreut: Im gesamten, 6-monatigen Programm haben 348 je 2-stündige Treffen (Mütterrunden) stattgefunden. agese wurde von den Frauen sehr gut angenommen. Dies zeigte sich u.a. auch bei der hohen Teilnahmefrequenz von 89,70% (über den gesamten Zeitraum gerechnet).
Es wurde eine projekt- und prozessbegleitende Dokumentation durchgeführt. Besonders aussagekräftig war die Selbstbwertung der TNinnen zu Programmende zu den agese-Wirkungen im Vorher-Nachher-Vergleich. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Frauen zu Programmende um Vieles mehr um ihre seelische und soziale Gesundheit kümmern. Dieses „Kümmern“ beschreibt eine ganzheitliche Sicht auf die gesetzten Projektziele und entspricht auch dem Grundgedanken des Leitziels, das folgendermaßen beschrieben war:
Leitziel des Projektes ist die Gesundheitsbildung (Wissens- und Informationsvermittlung) zur Förderung von Mental Health - des psychischen und psychosozialen Wohlbefindens - durch Empowerment der Programmteilnehmerinnen und deren Sensibilisierung für gesundheitsförderndes Verhalten.
In TNinnen-Befragungen und Tutorinnen-Interviews kommt zum Ausdruck, dass sowohl auf der Verhaltens-, wie auch auf der Verhältnisebene sehr große, positive Veränderungen zu bemerken waren. Die von den Tutorinnen geleiteten Mütterrunden, aber auch die anderen Treffen der Frauen, die durch agese initiiert wurden, hatten und haben durchaus den Charakter von Selbsthilfegruppen. Die TNinnen haben damit begonnen, die psychische und psycho-soziale Gesundheit ihrer Kinder verstärkt zu fördern, und die Kommunikation in den Familien, mit den Ehemännern und anderen Angehörigen wurde durch das erfahrene Empowerment offener und angstfreier. Die Migrantinnen nutzen erstmals öffentliche Angebote zur Förderung ihrer psycho-sozialen Gesundheit und allgemeinen Prävention. An der Vorsorgeuntersuchung im Rahmen von agese haben sich 78 TNinnen beteiligt, bei mehr als einem Drittel wurde akuter Behandlungsbedarf festgestellt. Insgesamt hat sich vor allem das Sozialverhalten der Frauen besonders positiv verändert. Angeregt und ermutigt durch agese gehen jetzt etliche der Frauen zumindest ein paar Stunden arbeiten, besuchen Deutsch- oder AMS-Kurse und wollen sich weiterbilden.