Hans Czermak ist es u.a. zu verdanken, dass physische und psychische Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen seit mehr als 20 Jahren in Österreich gesetzlich verboten ist undsanktioniert wird. Dennoch zeigen aktuelle Studien, dass Kinder und Jugendliche weiterhin in hohem Ausmaß Vernachlässigung, körperlicher und sexueller Gewalt und insbesonderepsychischer Gewalt wie Demütigungen, Beschimpfungen, Anschweigen oder Liebesentzug ausgesetzt sind. Dort, wo gegen wahrgenommene Misshandlung oder Vernachlässigung eingeschritten werden soll, können sich Minderjährige selbst, ihre Bezugspersonen oder auch aufmerksame Menschen aus Kindergärten, Sportvereinen oder Schule Hilfe suchen und sich an eine spezialisierte Einrichtung wie die Jugendwohlfahrt, eine telefonische Beratungs-Helpline oder ein Kinderschutzzentrum wenden. In vielen Fällen bleibt Gewalt jedoch nach wie vor unbeachtet, denn sie hat viele Facetten. So stellen beispielsweise jene Lebensbedingungen, die unsere Gesellschaft den durch Armut und Migration bedrohten Kindern und Jugendlichen zumutet, eine ganz spezielle Form von Gewalt und Ausgeliefertsein dar. Ebenso bedingen neue kommunikative Möglichkeiten der Social Media wiederum gänzlich andere Formenvon Übergriffen und Gewalt, die – wie zum Beispiel „cybergrooming“ – erst als solche erkannt und benannt werden müssen, um hilfreich und professionell darauf reagieren zu können. In den letzten Jahren ist der Kinderschutz daher mit einer Vielzahl von neuen Herausforderungen konfrontiert. Die Fälle werden inhaltlich und organisatorisch zunehmend komplexer. Zielgruppenorientierte Angebote müssen daher spezifiziert, weiterentwickelt und in lösungsbezogener Vernetzung positioniert werden. Besonderes Augenmerk gilt nach wie vor der Präventionsarbeit. Sie ist der effektivste Kinderschutz! Welche präventiven Maßnahmen machen wirklich Sinn?Wer muss mit Kinderschutzarbeit erreicht werden?Wo und inwieweit sollen sich Berufsgruppen und Organisationen vernetzen? Welche therapeutischen Angebote sind hilfreich und nachhaltig wirksam?Wie ist die aktuelle rechtliche Lage und wie steht es um den Kinderschutz in der Gesellschaft in Österreich 2013?Mit diesen und vielen anderen Fragen setzen wir uns im Rahmen der Fachtagung und des Publikumstages auseinander.