Ganz bewusst nennt der FGÖ das erste Leitthema „PsychoSOZIALE Gesundheit“. Der Mensch als ausgeprägt soziales Wesen zeigt gesundheitsförderliches und auch gesundheitsabträgliches Verhalten großteils in sozialen Zusammenhängen seiner Lebenswelten. Diese sozialen Zusammenhänge beginnen sich stark zu verändern, worauf besonders in der Gesundheitsförderung zu reagieren ist.
Epidemiologische Daten zeigen, dass psychische Erkrankungen und Beschwerden zunehmen. Diese psychischen Erkrankungen haben auch ökonomische Auswirkungen, die zumindest teilweise bezifferbar sind. Psychische Gesundheit steht in Wechselwirkung mit physischer und sozialer Gesundheit, weshalb ihr in Prävention und Behandlung eine besonders hohe Bedeutung zukommt. Nicht zuletzt ist psychische Gesundheit „ein allgemeines öffentliches Gut, ein wesentlicher Teil der Gesundheit und des Wohlbefindens der Bürger/innen in Europa und ein grundlegendes Menschenrecht“ (WHO 2005).
Damit soll auf den wichtigen Einfluss sozialer Beziehungen, sozialer Teilhabe und sozialer Unterstützung hingewiesen werden, die Voraussetzungen für soziale und psychische Gesundheit sind. Ein US-amerikanisches Forscherteam hat die Auswirkungen von Einsamkeit auf das Sterblichkeitsrisiko erforscht. Demnach ist Einsamkeit genauso ungesund wie etwa das Rauchen. Sozial aktive Menschen können sich im Schnitt über ein längeres Leben freuen als Einzelgänger/innen.
Zur Epidemiologie seien nur einige Beispiele herausgegriffen: Laut der aktuellen Österreichischen Gesundheitsbefragung (veröffentlicht 2015) berichteten 10 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer, innerhalb der letzten 12 Monate unter Depressionen gelitten zu haben. 21 Prozent der Bevölkerung gaben an, in den letzten zwei Wochen zumindest an manchen
Tagen durch Niedergeschlagenheit, Schwermut oder Hoffnungslosigkeit beeinträchtigt gewesen zu sein; 10,5 Prozent der Bevölkerung fühlten sich in den letzten zwei Wochen an mehr als der Hälfte der Tage müde oder hatten das Gefühl, wenig Energie zu haben. (Klimont/Baldaszti 2015)
Rund 900.000 Menschen nehmen in Österreich wegen psychischer Beschwerden Leistungen des Gesundheitssystems in Anspruch. Eine psychische Erkrankung ist mittlerweile der häufigste Grund für die Zuerkennung einer Invaliditätspension.
Aktuelle Studienergebnisse aus Österreich weisen darauf hin, dass schon jede/r fünfte Jugendliche von psychischen Problemen betroffen ist. Weiters korrelierten emotionale und Verhaltensauffälligkeiten hoch mit gesundheitsbezogener Lebensqualität. (Philipp 2014)
Laut einer Erhebung zu Arbeitsbedingungen in Europa leiden viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen unter hoher Arbeitsintensität und berichten über geringe Selbstbestimmung sowie eine hohe Arbeitsplatz- und Beschäftigungsunsicherheit. Fast jede/r sechste Erwerbstätige (16 Prozent) berichtet über Erfahrungen mit negativem Sozialverhalten wie beispielsweise Gewalt, Mobbing oder sexueller Belästigung. Im Jahr 2014 starben in Österreich 1.313 Personen durch Suizid. Das bedeutet, dass die Zahl der Suizidtoten mehr als dreimal so hoch war wie beispielsweise jene der Verkehrstoten (430 Tote)