Zwei GÖG-Colloquien zum Thema Gesundheitsförderung

Anfang Oktober fanden im Rahmen der Veranstaltungsreihe "GÖG-Colloquium" zwei vom Fonds Gesundes Österreich organisierte Vorträge zum Thema "Gesundheitsförderung statt. Highways to Health? Digitale Prävention und Gesundheitsförderung" sowie "Prävention in der Gesundheitsversorgung - erste Erfahrungen in der Schweiz".

Highways to Health? Digitale Prävention und Gesundheitsförderung

Am 3. Oktober war Thomas Altgeld, der Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin in Niedersachsen e.V., Deutschland in Wien. Der Diplom-Psychologe stellte anschaulich da, wie die Digitale Welt zu einer neuen Lebenswelt geworden ist, in der die 14 bis 29 Jährigen eine Nutzungsdauer von sechs Stunden aufweisen. 

Seit dem Markteintritt der ersten Smartphones in den Anfängen der 2000der Jahre sind die neuen digitalen Geräte zur einer Selbstverständlichkeit geworden und werden von etwa 90 Prozent der deutschen Bevölkerung genutzt.

Laut Altgeld sollen wir vorsichtig sein mit den Vorurteilen gegenüber denjenigen, die in der digitalen Welt aktiv sind und beispielsweise in der U-Bahn vor einem Tablet oder Smartphone sitzt. Früher war nicht alles besser und die Menschen haben in den öffentlichen Verkehrsmitteln Zeitungen gelesen und sich ebenfalls wenig unterhalten. Daher sollte vor allem die Jugend nicht auf das Digitale reduziert werden. Sie sind nämlich weiterhin in Vereinen und bei anderen Freizeitaktivitäten aktiv. Weiter nennt Altgeld die Digitale-Wertschätzung. Vielleicht zeigt sich durch die Welt der YouTuber und Influencer, dass sich eine neue Währung etabliert? Auch der Freundschaftsbegriff und die Beziehungen die sich im sozialen Netz ergeben stellen Erfahrungen da und müssen vielleicht nicht weniger Wertgeschätzt und als „schlechter“ eingeschätzt werden, als die Begegnungen von Menschen an einem Ort zur gleichen Zeit von Angesicht zu Angesicht.

Da Gesundheitsförderung und Prävention in allen Lebenswelten umgesetzt werden soll stellt sich die Frage, wie mit der digitalen Dimension umgegangen werden kann. Das Ausmaß dieser Alltags-Dimension kann derzeit noch nicht vollständig verstanden werden und für ein strategischen Konzept der Gesundheitsförderung in dieser „Welt“ ist mehr wissen und Verständnis von Nöten. Aber was passiert mit denen, die zu den übrigen 10 Prozent gehören, die keinen Zugang zu diesen Medien haben? Was sind das für (Gesundheits-)Informationen, auf die Zurückgegriffen werden? Von Wem stammen diese Informationen mit welcher Motivation/Hintergrund stehen diese im Internet?
Weiter ist laut Altgeld zu erkennen, dass die Nutzung der Gesundheitsapps zu einer Selbstoptimierung (Healthy Look) führen und dies das Präventionsdilemma bestärkt. Vor allem bei Personen, die sportlich affin sind wirken dies Maßnahmen und Personen die gesundheitliche Probleme haben werden nicht erreicht. 

Der öffentliche Bereich ist, im Vergleich zum freien Markt, bedeutend weniger aktiv. Apps, Gadgets und Datenauswertungen werden von Firmen, Versicherungen, Startups und großen Konzernen wie z.B. Amazon oder Appel zur Verfügung gestellt. Altgeld stellt die Hypothese auf, dass öffentliche Bereiche zu langsam reagieren können und die Gelder und Reichweite für Programme nicht ausreichen und für den Endnutzer nicht Interessant genug sind. Die Marktforschung bestätige außerdem, dass in Zukunft viele neue Innovationen im Bereich der Digitalen Gesundheit erfolgen werden.

Deutlich hat der Vortag und die Diskussionen mit Herrn Altgeld ergeben, dass viel Potential im Digitalen steckt. Unter Betrachtung der sozialen Phänomene sollten allerdings, in der Zukunft und vor allem bei Gesundheitsförderung, die Chancengerechtigkeit und die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und der sozioökonomischen Status nicht außer acht gelassen werden.
 

Prävention in der Gesundheitsversorgung - erste Erfahrungen in der Schweiz

Am 8.Oktober hat Thomas Mattig der Geschäftsführer der Gesundheitsförderung Schweiz über erste Erfahrungen aus der Förderung von Prävention in der Gesundheitsversorgung (PGV) in der Schweiz referiert.

Mattig stellt die Gesundheitsförderung Schweiz als eine in ihrem Gebiet gut vernetzte Organisation da. Sie folgt dem gesetzlichen Auftrag und hat seit einigen Jahren durch eine Budgeterhöhung das neue Feld der PGV erschlossen. Durch diese Förderungen können PatientInnen erreicht werden und Behandlungen durch das System verringert werden. Zielgruppe dieser Förderungen stellen Menschen mit erhöhten Krankheitsrisiken und bereits erkrankte Menschen da. Priorisiert werden dabei Bereiche in denen Schnittstellen, Kollaborationen, Multiprofessionalität und Selbstmanagement gestärkt werden aber auch Bereiche der Fort- und Weiterbildung, neue Technologien und neue Finanzierungsmodelle. Dabei können umfangreiche Projekte von Laufzeiten bis zu vier Jahren mit Fördersummen bis zu zwei Millionen CHF aber auch kleinere Projekte gefördert werden.

Die Förderung folgt der nationalen Strategie und fördert besonders Projekte, die die fünf häufigsten nicht übertragbaren Krankheiten behandeln: chronische Atemwegserkrankungen, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Muskelskeletterkrankungen.

In der ersten Förderperiode wurden 14 Projekte gefördert. Darunter Projekte zu den Themen Alkoholsucht (das-Tool), Ausbildungen von PraxisassisentInnen (Kompass), Selbstchecks für Gesundheitskompetente Organisationen (Arztpraxen, Spitex), Entwicklung von Screening Tools in Zusammenhang mit Adipositas (starke Familie), Programm zum Coaching von Betroffenen von COPD (Besser Leben mit COPD), Diabetes Versorgungshelfer (Diabetiswallis) und einer Etablierung eines umfassenden und abgestimmten Versorgungsnetzes (SomPsyNet).

In der zweiten Förderrunde sind wieder reichliche Anträge gestellt worden, die nun geprüft werden. Eine Evaluation der ersten Förderrunde ist in Arbeit.

 

Der FGÖ bedankt  sich bei beiden Vortragenden für den Besuch in Wien und die beiden eindrucksreichen Vorträge.